In allen westlichen Demokratien werden Parteien gewählt, die dann die Regierung bilden.
In der klassischen Demokratie von Athen seit 507 v.Chr. wurden Bürger immer wieder neu aus der Bürgerschaft zufällig in fast alle Entscheidungsgremien gelost. Dadurch gab es für die Bürgerschaft keine Veranlassung mehr, bei Problemen auf "die da oben" oder "die anderen" zu zeigen.
Unser heutiges Parteiensystem sollte man daher vielleicht nicht als Demokratie, sondern eher als Wahlaristokratie bezeichnen, da konstant nur etwa 0,4% der erwachsenen Bevölkerung aktiv an der Macht teilhaben, Verantwortung übernehmen und politische Ämter innehaben. Zu diesen gewählten Volksvertreter:innen kommen Lobbygruppen und Einzelne, meist extrem Wohlhabende, die auf Regierungsentscheidungen weit stärker einwirken als weniger vermögende Bürger.
Problematisch daran ist, dass alle diese Akteure ganz überwiegend zum privilegierten Teil der Bevölkerung gehören und die Alltagssorgen und Präferenzen aller anderen weder kennen, noch verstehen können. Zugleich sind viele Bevölkerungsgruppen nicht oder nur äußerst geringfügig in den Parteien repräsentiert wie z.B. Menschen mit Realschulabschluss und Hauptschulabschluss, aber auch ganz alte und ganz junge Menschen, Menschen mit Behinderungen, Menschen aus benachteiligten Regionen, und nach wie vor auch Frauen. Am stärksten diskriminiert unsere derzeitige Art und Weise, Politik miteinander zu machen, aber Menschen ohne Vermögen, ohne Ressourcen und ohne einschlägige "Beziehungen". Ihre Möglichkeiten, über Verbände, Protest oder öffentliche Rede wirksam auf unsere gemeinsame Politik einzuwirken, sind extrem begrenzt bzw. nicht vorhanden.
Obwohl die attische Demokratie (eigentlich: Isonomie) Fehler hatte, die wir nicht wiederholen wollen (z.B. Ausschluss von Frauen), sorgte sie für etwa 245 Jahre anhaltenden internen Frieden zwischen den Bürgern, da alle Bürger nicht nur repräsentiert, sondern in der Regierung physisch anwesend waren und beständig unmittelbar zusammen arbeiteten.
Da die Bürger gezwungen waren, persönlich miteinander zu sprechen, bekamen alle Bürger die Sorgen und Nöte aller anderen mit. Dies sorgte nicht nur für eine sehr effiziente Regierung mit hoher Akzeptanz, sondern auch für eine deutlich größere Verbundenheit zwischen den Bürgern.
Wir denken, dass eine Demokratie mit mehr und mehr gelosten Bürgerversammlungen sehr heilsam in der Krise unserer aktuellen Gesellschaften ist.
Es ist höchste Zeit, daß wir das Losverfahren in unserer Demokratie fest verankern, denn durchweg erfolgreiche Tests haben längst an vielen Orten der Welt stattgefunden: München, Wien, Belgien, Portugal..
Unser Ziel ist es, Parteien über kurz oder lang überflüssig zu machen. Wir könnten damit anfangen, Bürgerräte als Aufsichtsräte neben jedes Ministerium zu setzen: Alle 6 Monate kommt das Komitee zusammen und läßt sich vom Minister über dessen oder deren Arbeit berichten. Es folgen Nachfragen, die Bürger sind frei, selbst Experten zum Thema zu wählen und zu hören um dann gemeinsam zu entscheiden ob der Minister entlastet oder notfalls auch entlassen wird, wenn er z.B. die ihm übertragenen Arbeiten nicht geleistet hat.
Warum das eine bewährte, gute Idee ist, wenn ALLE erwachsenen Menschen Politik machen und in beständigem unmittelbaren, nicht-parteiförmigen miteinander stehen:
„DIE DEMOKRATIE, die sich unter Perikles ausgebildet hatte, sollte wirklich eine Herrschaft des Volkes sein; außerordentlich weitgehend, wie es in den kleinen Verhältnissen der Polis möglich war, und mit bestimmten Wichtigkeiten, die sich daraus ergaben. Insgesamt war sie so sehr voll von Eigenheiten, dass sich die Frage stellt, ob unsere Demokratien, verglichen mit dem antiken Vorbild überhaupt den Namen verdienen.
[...] sollten die Bürger, soweit es ging, an der Politik, auch an den Ämtern beteiligt sein. Was zugleich bedeutete, dass deren Besetzung nicht durch organisierten Einfluss, also etwa durch Adelsgruppen bestimmt sein durfte. Es sollte überhaupt Organisation von Einfluss, Manipulation von kleinen Kreisen aus nicht stattfinden.
Um dies zu erreichen, war festgelegt, dass die Volksversammlung in jedem Jahreszehntel mindestens drei- (oder vier)mal zusammentrat. Damit sie dort möglichst weitgehend sachgemäße Entscheidungen treffen könnte, wurden die Materien in kleinerem Kreis, nämlich vom Rat der Fünfhundert vorbesprochen. Da dieser Rat möglichst wenig Macht in seiner Hand vereinen sollte, wurde er jedes Jahr völlig neu zusammengesetzt. Spätestens seit Perikles galt daher: Keiner durfte in zwei aufeinanderfolgenden Jahren Ratsmann sein, keiner öfter als zweimal im Leben. Außerdem geschah die Bestellung durch das Los. Um weniger Bemittelten die Teilnahme zu ermöglichen, wurden Diäten gezahlt (was früher undenkbar gewesen war: politische Aufgaben hatte nur übernommen, wer es sich leisten konnte).
Die Ratsmänner sollten nicht jene Überlegenheit gewinnen können, die aus anhaltender Ausübung der Funktion, aus Zusammenarbeit, Erfahrung und Verbindung zu erwachsen pflegt. Sie sollten der Volksversammlung dienen, nicht sie bevormunden. Sie sollten also nicht mehr als ein beliebig aus dem Volk herausgegriffener Ausschuss sein. […]
Da die Zahl der Vorlagen des Rats der Fünfhundert (der probouleúmata) sehr groß war – denn das Volk sollte ja wirklich über alles Wichtige und sehr vieles auch minder Wichtige entscheiden -, wurde Vorsorge dafür getroffen, dass die Volksversammlung wenig strittige Ratsbeschlüsse ohne Diskussion vorab bestätigen konnte. Die Gelegenheit, eine Debatte zu verlangen, bestand immer; aber es wurde versucht, darauf hinzuwirken, dass sich die Sitzungen auf wenige Punkte konzentrierten. Hier öffnete sich die Möglichkeit für Manipulationen. Indes ist angesichts der Zusammensetzung des Rats kaum anzunehmen, dass davon viel Gebrauch gemacht wurde.
In den Punkten, die die Volksversammlung diskutierte, konnten zu den Ratsvorlagen Änderungs- und Zusatzanträge eingebracht werden. Und jeder unbescholtene Bürger hatte das Recht, Vorschläge zu machen, die der Rat dann behandeln und in Form einer Vorlage der Volksversammlung präsentieren musste.
In dieser Volksversammlung galt eines der großen, immer wieder stolz hervorgehobenen Rechte des attischen Bürgers: "Freiheit ist der Ruf des Herolds: 'Wer will der Polis einen nützlichen Ratschlag erteilen?' und dann ist der, der es tut, hochgeehrt, wer es nicht will, schweigt: Wo wäre gleicheres Recht in einer Polis?" (Euripides). Sokrates bezeugt in Platons Protagoras, dass wirklich Zimmermänner, Schmiede, Schuster, Krämer und Schiffsherren, Reich und Arm, Vornehm und Gering dort das Wort ergriffen. Der Begriff Isegorie (gleiches Rede- und Antragsrecht) konnte sogar dazu dienen, die Isonomie zu bezeichnen.“
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